Der Prignitzer vom 12.05.2014
Dampflokfreunde luden ein - Mit Volldampf in die Saison
Salzwedeler Verein begrüßte am Wochenende weit angereiste Gäste.
von Hanno TaufenbachWittenberge Das Pfeifen der Lokomotiven tönt bis weit in die Stadt hinein und je näher der Bahnhof kommt, desto lauter wird es. Schwarze Rauchschwaden stoßen die Stahlrösser schnaubend gen Himmel. Lokführer kühlen ihre heißen Gesichter im Fahrtwind. In Wittenberge ist Andampfen, starten die Dampflokfreunde am Wochenende in die Saison.
Mittendrin zwischen den fahrenden Loks, den ausgestellten jüngeren Dieselloks und kleineren Rangiermaschinen steht Björn Duschek. Wie ein Junge verfolgt er die Szenerie, nimmt jede Gelegenheit zum Mitfahren wahr und schießt ein Foto nach dem anderen.
Längst ist Björn Duschek dem Kindesalter entwachsen, aber seine Faszination für die Eisenbahn hat er sich bewahrt. Sie ist so groß, dass er am Sonnabend sogar aus Apolda in Thüringen anreiste. "Ich finde ganz toll, was hier möglich gemacht, wie dieses Gelände wieder hergerichtet wurde", sagt er. Schon im Oktober sei er zum Dampflokfest hierhergekommen. "Es war so gut, dass ich jetzt wieder hier bin."
Besonders gefallen ihm die Führungen durch das Museum. "Mehrere habe ich erlebt, aber sie sind immer wieder anders, obwohl es ja kaum etwas Neues zu sehen gibt." Bundesweit zieht es ihn zu solchen Veranstaltungen, fährt er gern mit nostalgischen Zügen. Für alle Bahnfans hat er einen Tipp: "Unbedingt einmal mit der Mansfelder Bergwerksbahn fahren."
Die Wintermonate hat der Verein Dampflokfreunde Salzwedel für diverse Projekte genutzt. "Das ehemalige Raw hat uns seine Rangierlok V 15 überlassen", sagt der Vereinsvorsitzende Burkhard Bohn. Das gute Stück aus dem Baujahr 1959 erhielt eine neue Lackierung, leuchtet jetzt wieder in Orange und Schwarz.
Erst wenige Tage neu im Fundus ist die 50 3700-7. Die 1939 bei Krupp in Essen gebaute Dampflok kam vor vier Wochen nach Wittenberge. Bohn spricht von einer zweitägigen Aktion. Erst ging es von Staßfurt nach Magdeburg, am nächsten Morgen dann weiter. "Mit maximal 30 km/h konnten wir sie ziehen, mussten häufig andere Züge vorbei lassen", erklärt Bohn die lang anmutende Zeitspanne.
Eine erste Bestandsaufnahme ist ernüchternd: "Die Lok stand 20 Jahre im Freien, Buntmetalldiebe haben diverse Teile gestohlen, die wir nach und nach ersetzen müssen", so Bohn. Dennoch habe der Verein beim Kauf nicht gezögert. "Es werden einfach nicht mehr und wir wollten sie gern haben." Von 1961 bis 1987 war die Lok in Halberstadt im Einsatz, anschließend als Heizlok in Salzwedel.
Erstmals muss die Freiwillige Feuerwehr nicht mehr aushelfen. Der Wasserturm ist wieder funktionstüchtig und über seinen Wasserkran können die Loks ihren Vorrat auffüllen. In einem zweiten Schritt soll das Leitungsnetz wieder angeschlossen werden, so dass ein Auftanken an mehreren Gleisen erfolgen kann. Aber das werde noch dauern.
"Es gibt einen Haufen Pläne, aber keiner stimmt", schildert Burkhard Bohn die Situation. Ein Rohr nach dem anderen legen sie frei, gefühlt seien es tausend Quadratmeter. "Darüber verlaufen meist Kabel und wir wissen nicht, ob sie noch Strom führen." Deshalb werde sie dieses Projekt länger beschäftigen.
Das Museum hat regulär sonnabends von 10 bis 17 Uhr geöffnet, andere Besuchszeiten können Gruppen unter www.dampflok-wittenberge.de buchen.
Die Emma dampfte über das gesamte Bw-Gelände. Wer wollte, durfte mitfahren. |
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