Volksstimme vom 23.01.2008
"Amerikalinie" verbindet zwei Hansestädte
Sonderfahrt mit der "Schwarzen Lady" nach Uelzen
von Holger ThielUelzen/Salzwedel Salzwedel und Uelzen wollen mit Volldampf jahrhundertealte Beziehungen wieder beleben. Die berühmte "Amerikalinie" und die "Schwarze Lady" machen es im Zeichen der Kogge möglich. Während des 28. Internationalen Hansetages wird es am 6. Juni eine Sonderfahrt mit Dampflok und historischen Waggons von der Jeetzestadt zur Stadt an der Ilmenau geben. Die Details stellten gestern Salzwedels Bürgermeister Siegfried Schneider und Bürgermeister Otto Lukat in Uelzen vor. Im Gepäck hatte Schneider die Hansefahne, die jetzt für drei Wochen im Rathaus der niedersächsischen Hansestadt präsentiert wird.
Uelzen und Salzwedel verbindet nicht nur die Aufbauhilfe nach der politischen Wende 1989. Beide Städte waren einst im Hansebund. Im 19. Jahrhundert kämpften beide Bürgermeister darum, dass die "Amerikalinie" durch beide Städte führt und die Region so an Bremen und Berlin anbindet. Rund 110 Jahre später stritten die Bürgermeister für die Wiederbelebung der zwischenzeitlich durch die deutsche Teilung stillgelegten Bahnstrecke. Mit der geplanten Sonderfahrt am 6. Juni wird an diese wechselvolle Geschichte erinnert. 80 VIP-Plätze für die Delegierten der Hansestädte und 120 "normale" Sitzplätze stehen in den vier Reisewaggons aus den 1950er Jahren bereit. Die Dampflok "50 3682", in Salzwedel besser als "Schwarze Lady" bekannt, wird den Sonderzug ab 13 Uhr ziehen, hin zum Uelzener Hundertwasser-Bahnhof und zur Hanseausstellung im Uelzener Rathaus. Ab März können über das Internet die Fahrkarten bestellt werden.
"Es ist schön, dass wir etwas gemeinsam machen", sagte Bürgermeister Lukat gestern zu seinem Amtskollegen. Uelzen hatte 1993 auf das Ausrichten des Internationalen Hansetages zu Gunsten von Tallinn verzichtet. Lukat kennt den Hansebund seit seiner Neugründung 1980 in Zwolle. Hanseatischer Geist ist Uelzen nicht fremd. Die Stadt stiftet für die Hanseausstellung im Salzwedeler Danneilmuseum deshalb auch eine wertvolle Kopie des "Goldenen Schiffes" - eine Kogge - aus dem 17. Jahrhundert.
Deutlich wurde gestern, dass die Zusammenarbeit kein Strohfeuer in der Beziehung beider Städte sein muss. Lukat und Schneider wollen sich jetzt für den weiteren Ausbau der "Amerikalinie" mit einem zweiten Gleis einsetzen. "Wir können so von der Entwicklung der Nordseehäfen profitieren" meinte Lukat. Aus Schneiders Sicht dürfte der Ausbau, der dann auch Tempo 200 auf der Bahnstrecke mit sich bringt, nicht unmöglich sein. "Die immer wieder dafür als Hindernis genannten Bahnübergänge sind ja bei uns in Salzwedel jetzt verschwunden."
Den Kalender des Altmärkischen Hansebundes schenkte Siegfried Schneider (links) gestern Uelzens Bürgermeister Otto Lukat. |
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