Volksstimme vom 27.04.2010
Schwarze Ladys in weißen Dampf gehüllt
Ehemaliges Salzwedeler Bahnbetriebswerk am Wochenende für Eisenbahnnostalgiker geöffnet
von Oliver BeckerSalzwedel Vor strahlend blauem Himmel präsentierten sich am Wochenende die schwarzen Ladys der Dampflokfreunde Salzwedel. Wieder einmal hatte der Verein die Liebhaber deutscher Eisenbahntechnik und -geschichte auf das Areal am Lokschuppen geladen, damit diese den Giganten der Schiene einmal ganz nah sein konnten. Dieses Angebot nahmen zahlreiche Besucher auch gern wahr.
Eltern standen mit ihren Kindern staunend vor den Dampf- und Diesellokomotiven oder unternahmen auf dem Führerstand der Dampflok 50 36 82, Baujahr 1939, eine kleine Ausfahrt. Lokführer Burkhard Bohn ließ vor jedem Start die Dampfpfeife ertönen, um die Gäste zu einer Mitfahrt einzuladen. Diese ließen sich auch nicht lange bitten, und drängelten sich auf dem Führerstand zwischen Kohlentender und Dampfkessel. Es war übrigens der letzte Einsatz der schwarzen Schönheit. Nach über 70 Jahren geht sie nun in den wohlverdienten Ruhestand. Im Juni stehe die nächste Kesselprüfung an, erklärte der 2. Vorsitzende Dirk Endisch. Die Kosten dafür könne der Verein mit seinen 65 Mitgliedern nicht schultern. Zumal die Betriebskosten für die Befeuerung des großen Dampfkessels ökonomisch nicht mehr vertretbar seien. Noch gäbe es von diesem Typ 72 Exemplare in ganz Europa, wovon allein vier Lokomotiven im ehemaligen Salzwedeler Bahnbetriebswerk zu finden seien.
Zurzeit bringen die Eisenbahnenthusiasten eine Dampflok mit dem Namen Emma, vom Typ Hanomag, Baujahr 1929, in Form. Seit den 1960er Jahren nicht mehr in Betrieb, ist sie in einem so tadellosen Zustand, dass nur kleinere Reparaturarbeiten vonnöten sind, um sie betriebsbereit zu machen. Noch in diesem Jahr soll sie für Führerstandsmitfahrten zum Einsatz kommen. Im Juni und im Oktober werden sich wieder die Türen des Lokschuppens zu einer Besichtigung öffnen.
Am Wochenende gab Lokführer Burkhard Bohn noch einmal Dampf. Für die schwarze Lady der 50er Reihe war es der letzte Einsatz vorm verdienten Ruhestand. |
Ohne Dampf und Diesel auf der Schiene unterwegs: Für Almut und Moritz Krüger sowie Doreen und Julian Hartmann war das ein tolles Erlebnis. Draisinenführer Guido Huwe brachte das Gefährt mit den Familien mit Hilfe von Muskelkraft in Fahrt.
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