Der Prignitzer vom 26.04.2015
Das neue Leben des "197 805-5"
Der Museumsverein arbeitet einen Beiwagen von 1932 wieder auf. Es existieren nur noch vier Fahrzeuge dieser Art - eines steht im Museum Wittenberge.
Viele Jahre verbrachte er im Dornröschenschlaf, wurde von der einen in die andere Ecke geschoben, als Lagerraum genutzt und mit Graffiti beschmiert: der Beiwagen 197 805-5. Jetzt hat er wieder eine Zukunft, sagt Dennis Kathke, stellvertretender Vorsitzender im Verein, der das Eisenbahnmuseum Wittenberge betreut. Und genau dort hat der Wagen jetzt seine Heimat. Kathke, der ein großer Eisenbahnenthusiast ist, erklärt: „Gebaut wurde das Fahrzeug als leichter, vierachsiger Beiwagen für die dieselmechanischen Triebwagen der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft (DRG). Es stammt aus dem Jahre 1932.“
Erste Einsätze des zunächst als VB 147 027 bezeichneten Wagens erfolgten nach Inbetriebnahme vom Bahnbetriebswerk Seddin aus. Auch in den Jahren des Zweiten Weltkrieges sowie zu den Zeiten seines Einsatzes bei der Deutschen Reichsbahn (DR) verblieb der Wagen fast durchweg in Berliner und Brandenburger Bahnbetriebswerken. So waren unter anderem Karlshorst, Frankfurt (Oder) und Templin langjährige Einsatzorte. Aber auch Einsätze auf der Insel Usedom seien fotografisch dokumentiert. Zum Ende seiner Betriebszeit wurde der Wagen vom Bw Jerichow auf der Strecke Schönhausen – Sandau eingesetzt.
1987 gelangte der Wagen in die Obhut der Arbeitsgemeinschaft 7/64 Salzwedel des Deutschen Modelleisenbahn-Verbandes der DDR, um später dann von den Dampflokfreunden Salzwedel übernommen zu werden. Der Salzwedeler Verein zog mit seiner Fahrzeugsammlung nach Wittenberge um. So kam der Beiwagen 2012 zurück nach Brandenburg.
Das Fahrzeug ist, auch wenn es äußerlich derzeit nicht so viel hermacht, eine Rarität. Kathke erklärt dazu: „Lediglich vier Wagen dieses Typs haben die Zeiten bis heute überstanden. Aus diesem Grund möchten die Aktiven des Historischen Lokschuppens den Beiwagen erhalten und betriebsfähig aufarbeiten.“ Erste Begutachtungen haben gezeigt, dass die Substanz das zulässt und rechtfertigt. „Es stimmt“, sagt der stellvertretende Vereinschef, „derzeit erscheint der äußere Zustand desolat. Aber der Wagenkasten, der Fußboden und das Fahrgestell weisen erstaunlich wenige Korrosionsschäden auf. Gleiches gilt für den Innenraum. Da das Dach weitestgehend dicht ist, hat die Innenausstattung nur wenig gelitten.“
Die Hobbyeisenbahner haben mittlerweile die Bestuhlung ausgebaut und eingelagert und den Innenraum entkernt. „Ein nächster Schritt sieht neben der Neueindeckung des Daches die Oberflächenbehandlung des Wagenkastens einschließlich einer Neulackierung in purpurrot mit hellelfenbeinfarbenen Zierstreifen vor. Das entspricht dem Farbschema der letzten Einsatzjahre bei der DR.“ Im Innenraum muss neben dem Dachhimmel und dem Fußbodenbelag auch die elektrische Anlage erneuert werden. Abschließend sollen auch die glücklicherweise vollständig erhaltenen Sitzgarnituren neu aufgepolstert werden. Außerdem, so Kathke, werden derzeit mit den zuständigen Aufsichtsinstanzen die Bedingungen für eine Wiederinbetriebnahme geklärt.
„Das Projekt VB 197 805-5 wird viel Zeit, Kraft und noch mehr finanzielle Mittel in Anspruch nehmen. Wir gehen von zirka 8000 Euro aus, was für einen gemeinnützig und ausschließlich ehrenamtlich arbeitenden Verein sehr viel Geld ist.“ Der „Historische Lokschuppen Wittenberge“ bittet daher Leser des „Prignitzers“, Besucher und Freunde des größten brandenburgischen Eisenbahnmuseums um Unterstützung.
Neben den finanziellen Mitteln werden für das Betreiben des Museums mit all seinen Bereichen und Aufgaben natürlich auch viele fleißige Hände benötigt. Deshalb bittet der Verein: „Schauen Sie den fleißigen Mitgliedern doch gern einmal bei der Arbeit über die Schulter und sprechen Sie sie an.“ Seit dem 4. April bis zum 31. Oktober ist das Museum wieder jeden Sonnabend von 10 bis 17 Uhr für Besucher geöffnet. Das erste Lokschuppenfest der Saison findet am 9. und 10. Mai statt.
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, der Beiwagen ist noch gut in Schuss. |
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