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Der Prignitzer vom 17.12.2020

Wasser für Lokomotiven fließt noch immer

Lokschuppen-Museum in Wittenberge

von Oliver Knoll

Der Wasserturm auf dem Museumsgelände des historischen Lokschuppens ist funktionsfähig. Versorgt die Dampflokomotiven.

Wittenberge Er ist eine imposante Erscheinung. Bestimmt 15 Meter hoch. Der Wasserturm auf dem Museumsgelände des historischen Lokschuppens. Wie ein Relikt aus vergangener Zeit. Nur: Er ist funktionsfähig. Liefert den Dampflokomotiven des vom Verein der Dampflokfreunde Salzwedel betriebenen Museums das für Fahrten benötigte Wasser.

"Die Königliche Eisenbahn-Direktion Altona ließ den Turm 1898 errichten", erzählt Dennis Kathke vom Verein Historischer Lokschuppen. Das Gebäude hat einen achteckigen Grundriss. Innen gibt es den genieteten Hängebodenbehälter. Fassungsvermögen: 200 Kubikmeter Wasser. Das entspricht 200 000 Litern. "Das Wasser aus dem Behälter haben wir jetzt im Winter abgelassen", sagt Dennis Kathke und blickt dabei nach oben. Entlang der Rohre. Und entlang der Treppe, die sich an der Mauer nach oben schlängelt. Schier endlos.

Pro Minute fließen 2500 Liter Wasser in den Tender der Lok

Die Rohre stammen noch aus DDR-Zeiten. Die Technik - wie die Schaltkästen an der Wand - ebenfalls. Die Anlage wurde von den Dampflokfreunden mit viel Aufwand repariert. Im Frühjahr wird dann das Wasser mit einer elektrischen Pumpe aus einem Tiefbrunnen in den Behälter gepumpt. Dieser ist über unterirdische Rohrleitungen mit den Wasserkränen auf dem Gelände verbunden. Deren jeweiliges Oberteil wird über den Wassertank einer Dampflok geschwenkt. Dann wird das Anstellventil geöffnet. Pro Minute ergießen sich dann ca. 2 500 Liter Wasser aus dem Kran in den Tender der Lokomotive. "Das wäre mit Schläuchen nicht zu schaffen", berichtet Kathke.

Neun Dampflokomotiven und ein Wasserturm

Aus seiner Stimme klingt berechtigter Stolz. Seit 2010 ist die Stadt Eigentümerin des Historischen Lokschuppens. Im Jahr 2012 haben die Dampflokfreunde den Betrieb übernommen und seitdem ein beachtliches Eldorado für Eisenbahn-Liebhaber geschaffen. Neben derzeit neun Dampflokomotiven halt auch einen funktionsfähigen Wasserturm. In dessen Nähe Steinkohle. Eine komplette Lkw-Fuhre voll aus Polen. Der Wert liegt im höheren vierstelligen Bereich. "Wir haben die Kohle noch rechtzeitig vor Jahresende gekauft, weil im neuen Jahr die CO2-Steuer erhöht wird und der Brennstoff für unsere Dampfloks dann deutlich teurer wird", erklärt Dennis Kathke.

Wir drehen uns um und stehen vor der sogenannten Wasserstation. Sie ist das ältere und mit über 20 Meter höhere Gebäude. Fast noch imposanter.

Die Station wurde 1872 von der Berlin-Hamburger Eisenbahngesellschaft (BHE) errichtet. Ganz oben im Gebäude befanden sich zwei eingebaute quaderförmige jeweils 60 Kubikmeter fassende Behälter. Im Erdgeschoss waren die Pumpen sowie Werkstätten untergebracht. Zu den oberen Stockwerken führt eine Steintreppe. Dort befanden sich Werkstätten, Lager, Sanitär-, Dienst und Personalräume. "Das Gebäude ist gesichert, wird aber nicht genutzt", sagt Dennis Kathke.

Einschüsse durch Granatsplitter

In einem Anbau an der Südseite der Station befanden sich früher die durch eine Dampfmaschine angetriebenen Wasserpumpen. An der Turmwand, die in Richtung Elbe zeigt, sind Einschüsse zu sehen. "Das waren Granatsplitter vom Artilleriebeschuss der amerikanischen Truppen von der anderen Seite der Elbe in den letzten Kriegstagen", berichtet Kathke. Die Einschüsse bleiben, die alte Wasserstation steht unter Denkmalschutz. Wasserturm und Wasserstation sind während der Öffnungszeiten des historischen Lokschuppens nur von außen zu bestaunen. Eine Öffnung wäre für den Museumsverein zu aufwendig. Aber auch so sind sie imposante Erscheinungen.


Der Wasserturm (hinten) und die Wasserstation auf dem Gelände des historischen Lokschuppens


Blick auf die Schaltkästen im Wasserturm. Die Technik stammt noch aus DDR-Zeiten.



Stichwörter: Infrastruktur

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